Sanierung und Erweiterung Bürgerheim, Appenzell
selektiver Projektwettbewerb, 2023
Architektur | Städtebau
ARGE
lustig architekten eth, St.Gallen
Wister Architekten GmbH, St.Gallen
Statik
B3-Kolb AG, Romanshorn
Landschaft
Bernhard Zingler Landscape Projects, St.Gallen
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Der Bau des Armenhauses im Jahre 1903 erhielt durch den St.Galler Architekten August Hardegger seinen repräsentativen Charakter. Die damalige Wahl des Bauplatzes und die Ausgestaltung des Gebäudes vermittelten das gemeinschaftliche Bewusstsein des Ortes. Die Lage entsprach der damaligen Nutzung als Arbeitsanstalt, die einen umfangreichen Landwirtschaftsbetrieb beinhaltete.
Heutige Planungsrichtlinien für altersgerechte Wohnbauten fordern kurze und hindernisfreie Wege, um die Selbständigkeit der Bewohnenden zu fördern. Nicht nur die Entfernung zum Ortskern, auch die Höhenlage stellt für Menschen im Alter ein Hindernis dar. Umso mehr gilt es, mit der Sanierung des Bestandes und der Setzung des Ergänzungsbaus eine Brücke zum tiefergelegenen Dorf zu schlagen und die vorgesehene Nutzung als Alters- und Pflegeheim an der qualitativ hochwertigen Lage der Sonnhalde zu stärken.
Das Projekt hüslibrogg stellt eine visuelle Verbindung zum Dorfzentrum her. Der Aussichtspunkt wird durch ein gemeinschaftliches Angebot zum Treffpunkt und als Versammlungsort unterschiedlicher Generationen ausgestaltet. Die vielfältigen Aussenräume um das Bürgerheim herum werden gezielt mit dem öffentlichen Landschaftsraum verknüpft; damit können sowohl Bewohnende als auch Besuchende die eindrucksvolle Landschaft und Aussicht erleben.
Die auskragende Ausgestaltung des Marktplatzes und seine formale und konstruktive Anlehnung an die Mettlenbrücke von Hans Ulrich Grubenmann, welche einen wichtigen Referenzpunkt auf der dominanten Achse zum Bürgerheim darstellt, schafft einen starken Bezug zum tiefer gelegenen Dorf. Das neue Herz des Bürgerheims, mit Esssaal und Café, kommuniziert mit der Umgebung und betont dessen öffentlichen Charakter. Die Volumina der Ergänzungsbauten nehmen sich mit ihren neutralen Flachdächern zurück. Die Abstufung der Dachabschlüsse unterstreicht die Einpassung der Wohngruppen im gewachsenen Terrain.
hüslibrogg
hüslibrogg
Passerelle Steinachstrasse, St.Gallen
offener Projektwettbewerb, 2022
4. Rang
Architektur | Städtebau
lustig architekten eth, St.Gallen
Statik
Dr. Deuring + Oehninger, Winterthur
Landschaft
stalder landschaften bsla sia, St.Gallen
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Die neue Passerelle stadtbogen zeichnet sich selbstbewusst im Stadtbild ab. Mit einer mäandrierenden Geste verbindet diese das Areal des Kantonsspitals mit der Museumsstrasse. Sie fungiert als mehrschichtige Vermittlerin in einer heterogenen Stadtstruktur mit lokaler bis überregionaler Strahlkraft: einem unterschätzten Zentrum der Stadt St.Gallen.
Die Brücke dient als Drehscheibe für den Langsamverkehr. Durch die geschwungene Linienführung können sämtliche Richtungswechsel sanft von der Passerelle aufgenommen werden, um an den Anschlusspunkten geradlinig in die weiterführende Strasse geleitet zu werden. Ebenfalls können hiermit, beim Passieren der Brücke, sämtliche umliegenden Gebäude abwechslungsweise in den Fokus des Betrachtenden gerückt werden.
Trotz ihrer schlanken Ausformulierung vermag stadtbogen die Dynamik des Ortes zu unterstreichen und die heterogenen Strukturen miteinander zu verbinden. Der Bogen wird auf Seite des Kantonsspitals der Steinachstrasse entlang weitergeführt, um optisch in die Böschung zwischen der Steinach- und Spitalstrasse überzuleiten und so den Strassenraum zu fassen. Der funktionale Raum auf der Südseite wird mit der Fassung und Anbindung mittels Treppenanlage gestärkt und für von der Autobahn Ankommende kann ein Stadttor über die Steinachstrasse geschaffen werden.
Um einen exakten, vermittelnden Stadtkörper zu generieren ist eine leichte Stahlkonstruktion vorgesehen. Die in weisser Farbe gehaltene Untersicht und Stützen schaffen gemeinsam mit der geometrischen Ausformulierung der tragenden Hohlkörper eine schwebende Eleganz. Mit dem schwarzen Staketengeländer wird der Duktus des Athletikzentrums aufgenommen und von der Museumsstrasse bis zum Spital weitergeführt. Schliesslich unterstreicht die rote Untersicht des Trägers - die lediglich je nach Sichtwinkel sichtbar ist - die Dynamik des Stadtkörpers.
stadtbogen
stadtbogen
Sanierung und Erweiterung Wohnhaus, Tessin
Direktauftrag, Machbarkeitsstudie, 2022
Architektur | Städtebau
lustig architekten eth, St.Gallen
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Das ungefähr achtzigjährige Haus liegt in Minusio an einem steil abfallenden Hang oberhalb des Lago Maggiore und soll energetisch optimiert sowie räumlich erweitert werden, um mehr Platz für Familie und Gäste zu haben. Das erarbeitete architektonische Konzept besteht aus drei Handlungsfeldern: Adressierung, Erweiterung, Terrassierung.
Der Zugang wird von der West- auf die Ostseite des Gebäudes verlegt, wodurch der Zugangsweg zum Hauseingang entlang der Parzellengrenze flacher ausgestaltet werden kann. Gleichzeitig wird auf der Westseite die Situation des Gartensitzplatzes geklärt und ausgestaltet sowie im steilen Gelände ein üppiger Obstgarten angelegt.
Das Bestandsgebäude wird in Firstrichtung gegen Norden und Süden verlängert. Im Obergeschoss wird gegen Norden eine neue Zimmerschicht - bestehend aus zwei Zimmern - eingeführt. Die beiden Zimmer orientieren sich gegen Ost resp. West und besitzen jeweils einen vorgelagerten eigenen Aussenraum. Im mittleren Bereich des Gebäudes wird die bestehende grossflächige Fensterfront im Obergeschoss ergänzt, um hier mit dem überhohen Raum im Bereich der Treppe sowie der Überlagerung der Nord-Süd mit der Ost-West Achse den Innen- mit dem Aussenraum zu verschmelzen. Gegen Süden wird die Fassade vollständig geöffnet und die Aussicht auf den See thematisiert, wobei das auskragende Dach und die vorspringenden Fassaden als konstruktiver Sonnenschutz fungieren.
Die ursprüngliche Terrassierung mittels Trockenmauern wird gestärkt, indem die Mauern rekonstruiert werden und die neu eingeführte Kaskadentreppe an der westlichen Innenfassade (als Ersatz für die heutige Treppe im Aussenbereich) die Gliederung in drei Ebenen ins Innere des Gebäudes bringt. Die Treppe fungiert als Rückgrat der drei thematisch geordneten Geschossebenen - Erholung, Austausch, Entspannung. Das Obergeschoss (Erholung) ist der Rückzugsort im Haus und beinhaltet die Schlafzimmer, Bäder und eine Bibliothek, welche in einen weiteren Schlafplatz umgewandelt werden kann. Im mittleren Geschoss (Austausch) ist neben dem Eingang der Koch- und Essbereich im Innen- sowie im Aussenbereich angeordnet. Die unterste Ebene (Entspannung) ist um ein halbes Geschoss abgesetzt und öffnet sich gegen Süden: mit schwellenlosem Übergang des überhohen Wohn- in den vorgelagerten Poolbereich.
casa scalettina
casa scalettina
freie Masterthesis, Herbstsemester 2014
ETH Zürich, Institut für Städtebau
Diplomprofessor
Prof. Kees Christiaanse
Koexaminator
Roman Häne
Fachdozent
Prof. Christian Schmid
Architektur | Städtebau
lustig architekten eth, St.Gallen
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Die freie Thesisarbeit nimmt die Diskussion um die Zersiedelung im Kanton Appenzell Innerrhoden zum Ausgangspunkt: Städtebau wird nicht von der bebauten sonder der gewachsenen natürlichen Landschaft heraus gedacht. Die Zersiedelung wird hierbei nicht als per se negativ eingestuft, sondern als eine typisch appenzellische Form des Umgangs mit der Landschaft begriffen. Aus der Verknüpfung mit zeitgenössischen Ansätzen der Nachhaltigkeit, zum Beispiel zur Energieversorgung und Mobilität, werden neue Möglichkeiten aufgezeigt, die Kulturlandschaft Appenzell weiterzuentwickeln, und so erfolgreiche Prinzipien aus der Vergangenheit mit neuen Technologien zu verknüpfen. Die Masterarbeit wurde vom Forschungsschwerpunkt "Kulturlandschaft" begleitet.
Die Thesis schafft ein regeneratives Gesamtsystem in welchem die Ressourcen möglichst nur so weit genutzt werden, wie diese lokal nachwachsen und hergestellt werden können. Das Appenzellerhaus war schon immer integrativer Bestandteil der Kulturlandschaft Appenzell und soll diese auch in Zukunft nachhaltig transformieren und stärken. Die in der Thesis erarbeiteten sieben Teilstrategien ebnen den Weg für einen Masterplan für eine regenerative Weiterentwicklung der Kulturlandschaft, ohne dabei Bilder zu konservieren.